VON AMEISE BIS ZAUNKÖNIG

Wer hat die besten Augen im Insektenreich? Wieso bekommt der Specht, auch wenn er noch so intensiv mit seinem Schnabel auf Holz hämmert, keine Gehirnerschütterung? Wie orientiert sich die Waldmaus? Und wie hoch ist die „Reisegeschwindigkeit“ von Schwalben bei ihrem Flug ins Winterquartier?

Junge Rauchschwalben. Abbildung aus dem Band „Von Elstern, Eichhörnchen und Erdhummeln“, © Mona Neumann

Die Antworten auf diese Fragen finden sich in dem Buch „Von Elstern, Eichhörnchen und Erdhummeln“ von Mona Neumann und Hinrich Neumann. In dem rund 160 Seiten starken Band geht es, gemäß Untertitel, um „Heimische Tiere und die Geheimnisse ihrer Lebensweise“. Präsentiert werden Tiere, die in Gärten und in Grünräumen im städtischen und dörflichen Nahbereich zu finden sind – von Eulen und Fledermäusen über Igel und Kröten bis zu Regenwürmern und Spinnen. Dabei geht es dem Ehepaar Neumann nicht um lexikalische Vollständigkeit, sondern der Band ist ein populäres Sachbuch, das sich an eine breite Leserschaft ohne jede Altersbeschränkung wendet. Die von Hinrich Neumann – er ist Agrarjournalist – verfassten, sehr gut lesbaren Texte und die von der Grafikerin Mona Neumann geschaffenen Illustrationen sollen dazu inspirieren, sich „wieder mehr der Natur zuzuwenden, sie als Kraftort zu verstehen und ihre Zusammenhänge zu studieren“.

Igel. Abbildung aus dem Band „Von Elstern, Eichhörnchen und Erdhummeln“, © Mona Neumann

Die insgesamt 21 verschiedenen Tiere, die das Ehepaar Neumann als typische Repräsentanten der heimischen (das heißt mitteleuropäischen) Tierwelt für das Buch ausgewählt hat, werden jeweils in Einzelkapiteln vorgestellt. Dabei geht es darum, wie und wo sie leben, durch welche besonderen Fähigkeiten sie sich auszeichnen – aber auch darum, was der Mensch tun kann, um ihnen beim Überleben in ihrem zunehmend bedrohten Lebensraum zu helfen. Entsprechendes Wissen soll da zu Verständnis und auch zu einer gewissen Nachsicht führen – zum Beispiel: „Wenn man weiß, dass nur die Große Brennnessel die Larven der Schmetterlingsarten Pfauenauge, Admiral oder Kleiner Fuchs ernährt, sieht man sie vielleicht eher mit anderen Augen und lässt sie stehen.“

Frosch. Abbildung aus dem Band „Von Elstern, Eichhörnchen und Erdhummeln“, © Mona Neumann

Wer aber hat denn nun die besten Augen im Insektenreich? Die unangefochtene Nummer 1 ist, so ist aus dem Buch zu erfahren, die Libelle. Denn ihr Sehorgan besteht aus rund 30.000 Einzelaugen, die „Facetten“ genannt werden. Damit kann die Libelle 175 Einzelbilder pro Sekunde erfassen – das ist so schnell, dass sie „Bedrohungen wie das Netz eines Fängers in Zeitlupe“ wahrnimmt. Der Mensch schafft es, im Vergleich dazu, gerade einmal auf 20 Bilder pro Sekunde.

Und wie schafft es der Specht offenbar mühelos, mit seinem Schnabel bis zu 20-mal in der Sekunde auf hartes Holz zu trommeln, ohne sich dabei den Kopf zu verletzen? Er verdankt dies, so die Erklärung, einigen anatomischen Besonderheiten, wie etwa der Form des Schnabels, einer Art Stoßdämpfer zwischen Schnabel und Schädel und der starken Knochenhülle, von der das Gehirn umgeben ist. Und „anders als beim Menschen, schwimmt das Gehirn nicht in Flüssigkeit und füllt fast den gesamten Schädel aus. Weil es daher nicht hin- und herschwappt, bekommt der Specht auch keine Gehirnerschütterung.“

Die Geschwindigkeit, mit der Schwalben auf ihrer tausende Kilometer langen Reise von Europa in die afrikanischen Winterquartiere unterwegs sind, liegt bei durchschnittlich 44 km/h. Und die Waldmaus orientiert sich am Erdmagnetfeld. Daher kann sie auch bei dichtester Vegetation immer direkt zu den Eingängen ihrer unterirdischen Bauten zurückfinden.

Waldmaus. Abbildung aus dem Band „Von Elstern, Eichhörnchen und Erdhummeln“, © Mona Neumann

Mona & Hinrich Neumann: Von Elstern, Eichhörnchen und Erdhummeln. Heimische Tiere und die Geheimnisse ihrer Lebensweise. LV. Buch , Münster 2023.

28.3.2023

Die Themen der Flaneurin:
Nach oben scrollen