KOLOMAN MOSER (1868–1918)

„Von den Künstlern, die die Wiener Sezession gründeten, war Kolo Moser der unbefangen Kühnste, der kühnste Unbefangene. Wo immer es im Wiener Kunstgewerbe etwas zu reformieren gab, sah man Kolo Moser mit Ausdauer, Unerschrockenheit, Geschmack und erstaunlicher technischer Geschicklichkeit am Werke,“ schrieb die „Arbeiter-Zeitung“ in ihrem Nachruf auf den 1918 allzu jung verstorbenen Künstler.[1]

Links: Umschlag des von Koloman Moser gestalteten Mappenwerks „Die Quelle“, erschienen 1901 im Wiener Verlag „Martin Gerlach und Co.“ / Rechts: „Wanddecor December“ aus „Die Quelle“
Links: Umschlag des von Koloman Moser gestalteten Mappenwerks „Die Quelle“, erschienen 1901 im Wiener Verlag „Martin Gerlach und Co.“ / Rechts: „Wanddecor December“ aus „Die Quelle“

Koloman Moser, der sich selbst später Kolo nannte, wurde am 30. März 1868 in Wien geboren. Nach dem Besuch der Handelsschule sollte er, gemäß dem Wunsch seines Vaters, eine Stelle in einer Parfümerie antreten. Er schaffte jedoch die Aufnahmeprüfung an der Wiener Akademie der bildenden Künste, wo er zunächst bei Franz Rumpler und Christian Griepenkerl studierte. 1893 wechselte er an die Kunstgewerbeschule, wo er bei Franz Matsch seine Ausbildung abschloss. Um sich sein Studium zu finanzieren, arbeitete er als Illustrator für Zeitschriften, wie etwa die „Meggendorfer Blätter“ oder die „Wiener Mode“. Die Erfahrungen, die er hier in der Praxis machte, waren eine gute Basis für seinen weiteren Weg als Künstler und Designer.[2] Der für die Illustratorentätigkeit notwendige präzise zeichnerische Stil sollte später zu einem wesentlichen Qualitätsmerkmal seiner Arbeiten werden.

Zwei Entwürfe für Seidengewebe aus Koloman Mosers „Die Quelle“
Zwei Entwürfe für bedruckte Seide aus Koloman Mosers „Die Quelle“

Das Aufgabenspektrum von Moser war sehr breit und reichte von Baudekor bis zu Interieurs. Unter anderem war er an der Ausgestaltung des legendären Wiener „Cabarets Fledermaus“ beteiligt, für dessen Aufführungen er auch Kostüme entwarf. Neben der Malerei und den verschiedensten Bereichen des Kunstgewerbes beschäftigte sich Moser intensiv mit gebrauchsgrafischen Aufgaben, wie Zeitungs- und Buchillustrationen, Bucheinbänden, Inseraten und Plakaten.

Welch innovative Bandbreite er in diesem Bereich entwickelte, beweisen seine Affichen für die Wiener Secession. War das Plakat für die fünfte Ausstellung der Secession (1899) an einem üppigen floralen Art nouveau orientiert, so zeigt jenes für die 13. Präsentation (1902) nur drei Jahre später einen abstrahierten, streng geometrischen Bildaufbau. Als Gründungsmitglied der Wiener Secession war Moser maßgeblich und mit vielen Illustrationen an der Gestaltung der Zeitschrift „Ver sacrum“ beteiligt, und auch das Signet der Künstlervereinigung mit den drei Schilden stammt von ihm.

Zwei Entwürfe für Bodenbeläge aus Koloman Mosers „Die Quelle“
Zwei Entwürfe für Bodenbeläge aus Koloman Mosers „Die Quelle“

1899 wurde Moser „provisorischer Lehrer“, ein Jahr später dann Professor der Fachklasse für dekoratives Zeichnen und Malen an der Wiener Kunstgewerbeschule, an der er bis zu seinem Tod unterrichtete. Gemeinsam mit Josef Hoffmann und Fritz Waerndorfer gründete er 1903 die Wiener Werkstätte, die er allerdings 1907 wieder verließ. Schon 1905 war er, gemeinsam mit der Klimt-Gruppe, aus der Secession ausgetreten. Ebenfalls 1905 beteiligte er sich an der Ausstellung „Künstlerischer Reklame“ in Brünn/Brno und in den Jahren 1908 und 1909 an den beiden renommierten Kunstschauen in Wien. Und im Jahr 1905 heiratete er Ditha Mautner von Markhof, die ebenfalls eine begabte Grafikerin war.

Zwei Tapetenentwürfe aus Koloman Mosers „Die Quelle“
Zwei Tapetenentwürfe aus Koloman Mosers „Die Quelle“

Zwischen 1906 und 1914 entwarf Kolo Moser eine Reihe von Briefmarkenserien und 1908 eine weit verbreitete Ansichtskarte aus Anlass des 60. Regierungsjubiläums von Kaiser Franz Joseph. Am 18. Oktober 1918 erlag Kolo Moser in Wien einem Krebsleiden und wurde am 21. Oktober auf dem Hietzinger Friedhof beerdigt.

[1] Arbeiter-Zeitung, 22.10.1918, S. 6.
[2] Vgl. dazu: Thun-Hohenstein, Christoph – Christian Witt-Döring – Elisabeth Schmuttermeier (Hrsg.): Koloman Moser. Universalkünstler zwischen Gustav Klimt und Josef Hoffmann, Basel 2019.

Zwei Entwürfe aus Koloman Mosers „Die Quelle“: links für ein Vorsatzpapier, rechts für ein Wanddekor
Zwei Entwürfe aus Koloman Mosers „Die Quelle“: links für ein Vorsatzpapier, rechts für ein Wanddekor

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