Das malerische Schaffen von zwei Künstlern, die zu den markantesten Persönlichkeiten der europäischen Moderne zählten – nämlich Asger Jorn und Hermann Nitsch –, steht derzeit im Mittelpunkt einer Ausstellung im „nitsch museum“ in Mistelbach (Niederösterreich). Es ist der Start eines neuen Konzepts, bei dem jeweils Nitschs künstlerisches Werk einer zweiten Position gegenübergestellt wird. Dazu der künstlerische Direktor des „nitsch museums“ Michael Karrer: „Die Möglichkeit andere nationale und internationale Künstlerinnen und Künstler aus den Bereichen Aktionskunst, Malerei, Musik, Theater, Grafik und Philosophie mit dem Schaffen von Hermann Nitsch in Kontext zu setzen, dabei Einflüsse, Parallelen und signifikante Unterschiede zu erarbeiten, wird neue Perspektiven auf das Werk des Künstlers ermöglichen“.
Asger Jorn (1914-1973), der also für den Beginn der Serie gewählt wurde, gilt – neben Per Kirkeby – als der bedeutendste dänische Maler des 20. Jahrhunderts. Er war Mitbegründer der legendären Künstlergruppe CoBrA und hinterließ ein großes, vielfältiges Werk, das Gemälde, grafische Arbeiten, Collagen, Skulpturen, Keramiken und vieles mehr umfasst. Ähnlich wie bei Hermann Nitsch (1938-2022) findet sich auch in den Werken von Asger Jorn eine starke Betonung des Gestischen und das Bestreben, im Malvorgang Gedanken und Gefühle möglichst unverfälscht in das Bild zu übertragen.
Und so wie Nitsch, der vor allem als Aktionskünstler immer wieder für Aufsehen und Aufregung sorgte, war auch Jorn ein Provokateur – wobei er vor allem auch wegen seiner kritischen und oft auch aggressiven Haltung gegenüber dem etablierten Kunstbetrieb von sich reden machte. So etwa durch ein Telegramm, das er 1964 an Harry F. Guggenheim, den Präsidenten der New Yorker Guggenheim Foundation, schickte. Jorn sollte mit dem überaus renommierten und hochdotierten „Guggenheim International Award“ ausgezeichnet werden – lehnte dies allerdings mit folgender Mitteilung ab: „Go to hell with your money bastard. Refuse price”. Er habe sich nie darum beworben, telegrafierte er, und daher sei es gegen allen Anstand, einen Künstler gegen seinen Willen in die Eigenwerbung der Foundation einzubeziehen: „I want public confirmation not to have participated in your ridiculous game”.
Jorn, der in den 1930er Jahren in Paris Schüler und später Assistent von Fernand Léger gewesen war, setzte sich intensiv mit abstrakter Kunst auseinander. Eines seiner Foren war die von ihm von 1941 bis 1944 herausgegebene Zeitschrift „Helhesten“, deren Titel auf ein Höllenpferd aus der dänischen Folklore verweist. Darin publizierte er auch von ihm selbst übersetzte Texte von Franz Kafka. Diese gelten als die allerersten dänischsprachigen Kafka-Veröffentlichungen und dokumentierten die hohe Bedeutung von Literatur für Jorns künstlerisches Schaffen.
Die bedeutendste Sammlung von Werken Asger Jorns befindet sich im „museum jorn“ in der dänischen Stadt Silkeborg (wo der Künstler den Großteil seiner Jugend verbracht hatte). Neben Hunderten von Arbeiten von Jorn selbst beherbergt das Museum auch dessen umfangreiche Kunstsammlung, in der sich Meisterwerke der Moderne, u.a. von Léger, Picasso, Max Ernst, Jean Dubuffet und Man Ray befinden. Neben der Präsentation der eigenen Bestände zeigt das „museum jorn“ immer wieder auch Sonderausstellungen.
Die Ausstellung „Jorn – Nitsch“ ist bis 24. November 2024 im „nitsch museum“ in Mistelbach zu sehen.
3.8.2024