Wer in der Gegend westlich von Brünn unterwegs ist, der sollte es nicht versäumen, einen Zwischenstopp in Jaroměřice nad Rokytnou zu machen. Denn die Kleinstadt beherbergt ein imposantes Schloss, das einer der größten und bedeutendsten Barockkomplexe Tschechiens ist.
Ihr beeindruckendes Gepräge erhielt die Anlage in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts, als der damalige Besitzer Johann Adam Questenberg Jaroměřice zu seiner Residenz machte. Das vorhandene Renaissanceschloss ließ er großzügig umbauen, wobei vermutlich Jacob Prandtauer – einer der bedeutendsten österreichischen Barockbaumeister und Architekt von Stift Melk – wesentlichen Anteil an der Projekterstellung hatte. Und Questenberg machte Jaroměřice auch zu einem musikalischen Zentrum: Der Graf, der selbst ein begeisterter Lautenspieler war, beschäftigte ein Gesangs- und Schauspielensemble und eine Schlosskapelle und er ließ alljährlich bis zu dreißig Opern im Schloss und während des Sommers auch in einem Gartentheater im Park aufführen.
Questenberg brachte meist italienische Opern im damals beliebten „neapolitanischen Stil“ nach Jaroměřice. Es waren Kompositionen, die er in Wien, wo er ein Stadtpalais besaß (Johannesgasse 5, heute Finanzministerium), kennengelernt hatte. Aber auch jenes Werk, das in der Musikgeschichte als die erste tschechische Oper gilt, wurde in Jaroměřice uraufgeführt, nämlich „O původu Jaroměřic na Moravě“ („Über den Ursprung von Jarmeritz in Mähren“), komponiert 1730 von František Václav Míča, dem Leiter der Schlosskapelle. An diese bedeutende musikalische Tradition erinnern im Schloss zahlreiche Exponate, darunter vor allem eine Reihe von historischen Instrumenten.
Website von Schloss Jaroměřice
11.6.2022. Alle Fotos: B. Denscher