JANOSCHS BILDERWELTEN

Janosch: „Blumengruß“, Aquarell © Janosch/ Little Tiger Verlag
Janosch: „Blumengruß“, Aquarell © Janosch/ Little Tiger Verlag

Denkt man „Janosch“, hat man ganz sicher diese Tierfiguren vor sich, die so viel Menschliches an sich haben. Mit leise zittrigem Strich hingezeichnet und mit zarten Aquarellfarben bemalt. Es sind melancholisch-heitere, anthropomorphe Tiere mit markanten Charakterzügen. Janosch gelingt es nun schon einige Generationen hindurch, mit seinen Bilderbüchern „bei Kindern und Erwachsenen gleichermaßen ein Gefühl von Geborgenheit und Glück zu erwecken“, stellt ein „anonymer Bewunderer“ in der Einleitung zum Buch „Janosch. Leben und Werk“ fest. Nur wirklich große Zeichner sind imstande, Figuren zu erschaffen, die sofort erkennbar sind, die auch sofort mit ihrem Schöpfer in Verbindung gebracht werden. Waren das in Janoschs Anfängen Valek, das Pferd, oder der kleine Tiger und der kleine Bär in „Oh, wie schön ist Panama“, so hat er noch als 80-jähriger den Herrn Wondrak allwöchentlich in der Wochenzeitung „Die Zeit“ vor sich hin räsonieren lassen.

Janosch: „Sommertag“, Aquarell © Janosch/ Little Tiger Verlag
Janosch: „Sommertag“, Aquarell © Janosch/ Little Tiger Verlag

Zum Buch „Janosch. Leben und Werk“: das haben Marie Thiriet und Marc Bastet zusammengestellt und herausgegeben. Das kann – bei Janoschs Produktivität, seinen vielen Büchern, den unzähligen Zeichnungen, den Aquarellen und den Radierungen, Ölgemälden und Holzschnitten – keine leichte Aufgabe gewesen sein. Die Einleitung unter dem Titel „Glitter, Flimmer und ein verworrener Strich oder Wer ist Janosch“ schrieb der schon vorhin erwähnte „anonyme Bewunderer“. Darin erfährt man ein wenig über Janoschs Biografie, dass er eigentlich Horst Eckert heißt und 1931 in Hindenburg in Oberschlesien (im heutigen Polen) geboren wurde. Der Künstlername Janosch, zu dem ihm der befreundete Verleger Georg Lentz riet, tauchte in den 1960er Jahren auf, der große Publikumserfolg stellte sich in den 1970ern ein.

Janosch: Ohne Titel © Janosch/Little Tiger Verlag
Janosch: Ohne Titel © Janosch/Little Tiger Verlag

Wie sich im Lauf der Jahre der Stil verändert und gefestigt hat, wie Figuren, die – auch wenn sie nur im Hintergrund wirkten, wie zum Beispiel die Tigerente – genauso wichtig für die Handlung wurden wie die Hauptdarsteller, ist Thema der Einleitung, genauso wie der kommerzielle Erfolg und wie das jetzt mit der Vermarktung läuft. Das ist alles angenehm freundlich und knapp gehalten, dass man es auf jeden Fall liest, bevor man sich auf den Bildteil stürzt. Aber davor kommt Janosch noch selbst zu Wort. Er, der Autor von mehreren hundert Kinderbüchern, Romanen und Theaterstücken, die in zahlreiche Sprachen übersetzt wurden, ist da recht zurückhaltend, sagt über sein Leben, dass sein Lebenslauf veränderbar sei und über sein Werk: „Man sollte einen Maler nicht über die Malerei befragen, schon gar nicht über seine eigene, er weiß nichts darüber.“

Janosch: Selbstbildnis, Aquarell © Janosch/Merlin Verlag
Janosch: Selbstbildnis, Aquarell © Janosch/Merlin Verlag

Ja, und dann eben der Bildteil: 220 Seiten mit Bildern von Janosch. Zu Beginn Bleistiftzeichnungen, dann mischt sich immer mehr und mehr Farbe dazu und die Bilder werden immer surrealer. Wenn man sie lange genug betrachtet, ist man versucht, sie sich mit einer Geschichte erklären zu wollen. Aber ob die dann etwas mit Janoschs Erzählung zu tun hat? Tiere bevölkern schon bald die Blätter und schnauzbärtige Männer, die Szenen werden erotisch und erotisch-idyllisch, dann nur mehr idyllisch, hin und wieder frech und widerborstig, plakativ-bunt, bevor am Ende Herr Wondrak und die Tigerente zusammenkommen. Im Anhang ist eine Kurzbiographie zu finden, Literaturhinweise und Bildnachweise, aus denen ersichtlich wird, welche der Zeichnungen und Malereien im Bildteil zu welchem Buch gehören. Es war an der Zeit – und die Gelegenheit passend – endlich und erstmals die ganze Vielfalt dieses künstlerischen Werkes in einem Sammelband zu vereinen.

Janosch: „Mein Gott, wie ist das Leben schön!“, Aquarell © Janosch/ Little Tiger Verlag
Janosch: „Mein Gott, wie ist das Leben schön!“, Aquarell © Janosch/ Little Tiger Verlag

Marie Thiriet/Marc Bastet (Hg.): Janosch Leben und Werk. Merlin Verlag, Gifkendorf 2021.

2.3.2021

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