Es ist durchaus nicht einfach, Forschungsergebnisse für eine breitere Öffentlichkeit darzustellen, ohne dabei wissenschaftliche Inhalte zu verwässern. Und daher gibt es dafür einen neuen Typus von Vermittlern – wie zum Beispiel Russ Hodge. Er ist als Wissenschaftsautor und Kommunikationstrainer am Max Delbrück Center für Molekularmedizin in Berlin tätig und hat die Aufgabe, Forschungsinhalte in spannende Geschichten zu übersetzen.
Die Protagonisten solcher spannenden Geschichten sind zum Beispiel jene Tiere, um die es in Hodges Buch „Lebenskünstler“ geht. Es sind Tiere, die sich im Erdreich, im Wasser, zu Lande und in der Luft bewegen, Tiere, die aus vielen Gründen bemerkenswert sind. Bei seiner Recherche traf Russ Hodge aber auch bemerkenswerte Wissenschaftler*innen, wie etwa Gary Lewin, der am Max-Dehlbrück-Center tätig ist und zum Nacktmull, einem ganz besonderen, unterirdisch lebenden Säugetier mit höchst ungewöhnlichen Eigenschaften forscht.

Der Nacktmull ist einer der Stars des Buches: Ein kleines, runzliges, zappelndes, schnüffelndes und zwitscherndes Energiebündel, das in Höhlen unter den afrikanischen Sandwüsten lebt. Bemerkenswert sind die Nacktmulle vor allem deshalb, so Gary Lewin, weil sie im Laufe von Jahrmillionen einfach alles abgelegt haben, was unter der Erde Energie verbraucht und zum Überleben nicht notwendig ist: Sie sind nackt, nahezu blind, können genauso schnell rückwärts wie vorwärts laufen, 18 Minuten ohne Sauerstoff überstehen und sind nahezu schmerzunempfindlich.
Zu den im Buch präsentierten bemerkenswerten Tieren gehört auch der Grizzlybär: Er fällt für fünf bis sieben Monate in eine Art Winterschlaf, in der er nur einen Bruchteil der Kalorien aufnimmt, die er normalerweise benötigt. Die antarktischen Eisfische wiederum haben einen Schutzmechanismus entwickelt, der das Einfrieren ihres Blutes auch bei minus 20 Grad Celsius verhindert. Bemerkenswert sind auch der sehr hohe Blutdruck der Giraffen, der notwendig ist, um das Blut vom Herzen in den Kopf zu pumpen. Und auch die Nachtigallen, die sich über 200 Lieder merken können und die Lautstärke ihres Gesangs dem umgebenden Geräuschpegel anpassen, haben da ihren Auftritt.

Russ Hodge stellt in seinem Buch noch eine ganze Reihe weiterer tierischer Lebenskünstler vor – solche, die das Geschlecht wechseln, solche, denen Radioaktivität nichts anhaben kann, andere, die kaum altern oder die ganze Gliedmaßen ersetzen können. Das alles sind Lebewesen, an denen beobachtet wird, was Tiere alles können, wozu der Mensch nicht imstande ist und woraus er aber vielleicht etwas lernen könnte. Er lässt aber auch die Wissenschaftler*innen, die all dies erforschen, vor den Vorhang treten, er erzählt deren Werdegang und berichtet auch von den oft komplizierten Methoden, die notwendig sind, um an Ergebnisse zu kommen – zum Beispiel, was alles getan werden muss, um den Blutdruck einer Giraffe zu messen.
Stefan Widdess ist es gelungen, das Buch so ins Deutsche zu übersetzen, dass es lebendig und anschaulich zu lesen ist. Kat Menschik hat dazu die in ihrem Stil ganz speziellen Illustrationen geschaffen.

Russ Hodge: Lebenskünstler. Von frostfesten Fischen, radioaktivitätsresistenten Bärtierchen und selbstheilenden Amphibien. Aus dem Englischen übersetzt von Stefan Widdess, illustriert von Kat Menschik. Verlag Galiani, Berlin 2024.
19.3.2025