Eine Frauenfigur, zusammengesetzt aus Gemälden, ein Mann mit einem Körper aus Apothekenzubehör, eine Frau bestehend aus Büchern. Geschaffen hat diese bizarren, an Bilder von Giuseppe Arcimboldo erinnernden Wesen der englische Künstler und Arzt George Spratt.
George Spratt (1784–ca.1840) war Mitglied des „Royal College of Physicians“ und der „Medico-Botanical Society of London“, und er verfasste einige Bücher zu medizinischen und botanischen Themen. Zu diesen Werken zeichnete er selbst die passenden Illustrationen, so etwa zu dem 1829 erschienenen, umfangreichen Nachschlagewerk „Flora Medica“, das eine Vielzahl von detailliert ausgeführten Pflanzendarstellungen enthält. Viel Anerkennung erntete er für das 1833 erstmals publizierte und mehrfach neu aufgelegte Lehrbuch „Obstetric Tables“, das in rund fünfzig großformatigen Bildtafeln den Verlauf einer Schwangerschaft, die Entwicklung des Embryos und das richtige medizinische Vorgehen bei der Geburt zeigt.
Vielleicht waren die karikaturartigen Darstellungen von diversen Berufsgruppen und die skurrilen Personifizierungen verschiedener Begriffe für Spratt ein Zeitvertreib, eine Ablenkung von der ärztlichen Tätigkeit. Auf jeden Fall aber waren sie ein enormer Erfolg.
Gedruckt wurden die Bilder in den Jahren 1830 und 1831 von dem renommierten Londoner Lithografen George Edward Madeley. Wie viele verschiedene Motive insgesamt von Spratt gezeichnet und von Madeley gedruckt wurden, ist nicht bekannt. Erhalten geblieben sind 16 unterschiedliche Darstellungen, allerdings wird angenommen, dass es noch mehr gab. Auf jeden Fall waren die Blätter, die in der Verlagsbuchhandlung von Charles Tilt in der Londoner Fleet Street verkauft wurden, von Beginn an begehrte Sammelstücke – und sind dies bis heute geblieben.
24.11.2022