Der erste Eindruck bei jeglicher Art von Kochbüchern ist ein optischer. Man isst ja bekanntermaßen auch mit dem Auge. Und so wird auf verschiedene Art und Weise Lust gemacht: Das eine Mal mit höchst diffizil ausgearbeiteten Fotos, die so intensiv sein können, dass man die Speise förmlich zu riechen meint, ein andermal wiederum mit Pinsel, Kreide, Stift und Feder. Letzteren Weg geht die Illustratorin Sabine Kranz, die eine Meisterin auf dem Gebiet der künstlerischen Buchgestaltung ist.
Für den Band „Gemüsefreunde“ hat Kranz 63 Köchinnen und Köche aus unterschiedlichsten Kulturen und Kontexten zusammengebracht und deren 112 Lieblingsrezepten einen optischen Rahmen gegeben, der sehr oft nicht nur genießerisch-statisch, sondern animierend-bewegt ist. In all diesen 112 Rezepten geht es um Gemüse. Die großen Überschriften im Inhaltsverzeichnis weichen ein wenig von den sonst so üblichen und meist recht strengen Kategorien ab. Sie lauten zum Beispiel: „Wenig Zeit – auf die Schnelle satt und glücklich“, „Nur Du & Ich – ein Fest für zwei“, „Wow-Effekt – zum Gästebeeindrucken“, „Kleine Runde – schnibbeln, reden, lachen, essen“, „Grosse Runde – Partytime!“ oder „Bring was mit – für Picknick und Ausflug“.
Die Köchinnen und Köche sind entweder „Menschen wie Du und Ich“ – von Anne, Julia und Nici bis Ösa, Paul und Ulrike – oder aber sie kommen aus einschlägigen Restaurants („Zest“ in Leipzig, „Brücke“ in Frankfurt und „La petit cantine“ in Rostock). Sie alle liefern zu ihren Rezepten auch ein paar Randbemerkungen, wie etwa „Viele Jahre in Vergessenheit geraten…“, „Dazu schmecken…“, und man findet in dem Band auch „Tipps für Lebensmittelretter…“. Vegane Gerichte sind extra gekennzeichnet und es gibt auch Tipps, wie man vegetarische Gerichte in vegane abwandeln kann.
Manches, wie etwa die „Veggiebrote“, klingt vielleicht etwas gewöhnungsbedürftig und muss einmal – ist ja nicht wirklich kompliziert – ausprobiert werden: „Brot zuerst mit Aprikosenmarmelade und dann mit Hummus bestreichen, mit rohen Karottenstreifen und gebratenen Zucchini- und Paprikastreifen belegen und anschließend in der Pfanne kurz anrösten.“ Wie auch immer: die durchwegs unkomplizierten Rezepte laden – schon auch wegen der bunt-fröhlichen Illustrationen – ein, ausprobiert zu werden.
Zur künstlerischen Gestaltung des Buches erklärt Sabine Kranz: „Ich liebe die Optik von Siebdruck, Riso, Linolschnitt und Lithografie und arbeite gerne bei meinen Büchern mit reduzierter Palette und flächigen Farben. Durch die Überlappung der lasierenden Farben ergeben sich die Mischtöne. Diese Technik eignet sich ideal, um mit Sonderfarben zu drucken.“
Sabine Kranz: Gemüsefreunde. Kunstanstifter Verlag, Mannheim 2024.
27.9.2024