DAGOBERT PECHE: EIN VORLÄUFER DER POSTMODERNE

Dagobert Peche, dem derzeit eine großangelegte Ausstellung im Wiener Museum für angewandte Kunst – MAK gewidmet ist, kann man wohl als einen Vorläufer der Postmoderne des 20. Jahrhunderts sehen. Doch genau genommen war er selbst, für sich, bereits der Vertreter einer eigenen Postmoderne. Denn die opulente, oft verspielte Formensprache seiner Entwürfe stand in strikter Opposition zu den „strengen Tendenzen“ des modernen funktionalistischen Designs seiner Zeit.

Links: D. Peche, Brosche, 1918, © MAK. Rechts: D. Peche, Papierblumenstrauß, um 1920, © MAK
Links: D. Peche, Brosche, 1918, © MAK. Rechts: D. Peche, Papierblumenstrauß, um 1920, © MAK

Dagobert Peche wurde am 5. April 1887 in St. Michael im Salzburger Lungau geboren. Er studierte Architektur und erfuhr seine Ausbildung zunächst von 1906 bis 1910 unter anderem bei Karl König und Max von Ferstel an der Technischen Hochschule in Wien und anschließend an der Akademie der bildenden Künste bei Friedrich Ohmann.

D. Peche, Interieur der Wohnung Gartenberg, 1921/22, © MAK
D. Peche, Interieur der Wohnung Gartenberg, 1921/22, © MAK

Seine Spezialität als Architekt waren eher kleiner dimensionierte Aufgaben, wie Wohnungseinrichtungen oder Ausstellungsgestaltungen. So etwa inszenierte er die legendäre „Mode-Ausstellung 1915/16“ im Österreichischen Museum für Kunst und Industrie, für die er die Säulenhalle des Museums in eine in weiß-rosa Tüll gehaltene Erlebniswelt verwandelte. Ausufernd wie sein dekorativer Stil war auch die Vielzahl an Techniken und Gestaltungen, mit denen sich Peche befasste. Er arbeitete mit den unterschiedlichsten Materialien, wie etwa Holz, Glas, Metall, Keramik, Textilien, Leder und Papier, er entwarf Schmuck, Interieurs, Möbel, Stoff- und Tapetenmuster und er war auch ein außerordentlich feiner Zeichner, der sich ebenso der Gebrauchsgrafik widmete.

Links: D. Peche, Plakat „Spitzen der Wiener Werkstätte“, um 1920, © MAK. Rechts: 
 D. Peche, Motiv aus dem Zyklus „Liebe und Tand“, 1912, © MAK
Links: D. Peche, Plakat „Spitzen der Wiener Werkstätte“, um 1920, © MAK. Rechts: D. Peche, Motiv aus dem Zyklus „Liebe und Tand“, 1912, © MAK

Von 1915 bis zu seinem frühen Tod im Jahr 1923 prägte Dagobert Peche als einer der wichtigsten Mitarbeiter der „Wiener Werkstätte“ deren unverwechselbaren Stil.  Während des Ersten Weltkriegs fungierte er als Leiter der Zweigstelle der „Wiener Werkstätte“ in Zürich. Das Geschäftslokal dekorierte er dafür opulent mit hängenden Fruchtgirlanden und sprießenden Blattmotiven – eine deutliche Ansage gegenüber dem reduziert-puritanischen Design der Schweiz.

Links: D. Peche, Spiegelrahmen, 1922, Ausführung: Max Welz, © MAK. Mitte: D. Peche, Salonschrank, 1913, Ausführung: Jakob Soulek, © MAK. Rechts: Dagobert Peche, Silberdose, 1919, Leihgabe Ernst Ploil, © MAK/Georg Mayer
Links: D. Peche, Spiegelrahmen, 1922, Ausführung: Max Welz, © MAK. Mitte: D. Peche, Salonschrank, 1913, Ausführung: Jakob Soulek, © MAK. Rechts: D. Peche, Silberdose, 1919, Leihgabe Ernst Ploil, © MAK/Georg Mayer

Die nicht weniger als 700 Objekte umfassende Ausstellung im Wiener MAK spürt neben einer genauen Darstellung seines Werkes auch den Auswirkungen von Peches Ideen bis in die Gegenwart nach. Vertreten sind dabei unter anderem so interessante Positionen wie jene von Gelatin, Christine und Irene Hohenbüchler, Hans Hollein, Andreas Kronthaler, Philippe Starck, Franz West oder Vivienne Westwood.

11.12.2024

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