MARIE v. EBNER-ESCHENBACH: APHORISTISCHES

„Für das Können gibt es nur einen Beweis: das Tun“ – vermerkte Marie von Ebner-Eschenbach (1830–1916), die nicht nur eine hervorragende Erzählerin, sondern auch eine scharf beobachtende Aphoristikerin war.

Der Gescheitere gibt nach! Ein unsterbliches Wort. Es begründet die Weltherrschaft der Dummheit.
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Es gibt Fälle, in denen vernünftig sein, feig sein heißt.
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Es würde sehr wenig Böses auf Erden getan werden, wenn das Böse niemals im Namen des Guten getan werden könnte.
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Über das Kommen mancher Leute tröstet uns nichts als – die Hoffnung auf ihr Gehen.
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So mancher meint ein gutes Herz zu haben und hat nur schwache Nerven.
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Geduld mit der Streitsucht der Einfältigen! Es ist nicht leicht zu begreifen, dass man nicht begreift.
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Der herbste Tadel lässt sich ertragen, wenn man fühlt, dass derjenige, der tadelt, lieber loben würde.
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Wer nichts weiß, muss alles glauben.

Abb.: Karl von Blaas: Marie von Ebner-Eschenbach, 1873

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