Von einem Fenster der nordöstlich von Heilbronn gelegenen Burg Jagsthausen lässt Johann Wolfgang von Goethe in seinem Schauspiel „Götz von Berlichingen“ die Titelfigur einem kaiserlichen Hauptmann in rüder Weise mitteilen: „Sag deinem Hauptmann: Vor Ihro Kaiserliche Majestät hab ich, wie immer, schuldigen Respekt. Er aber, sag‘s ihm, er kann mich…“. Ob der historische Götz von Berlichingen (ca. 1480–1562) tatsächlich das „Götzzitat“ benutzt hat, lässt sich nicht eindeutig nachweisen. Aber es spricht einiges dafür, denn Götz (eigentlich: Gottfried) von Berlichingen war ein überaus konfliktfreudiger Mensch, ein streitbarer Ritter, der in zahlreiche Fehden verwickelt war und der während der Bauernkriege zeitweise auf Seiten der aufständischen Bauern kämpfte. Also wird er wohl den sogenannten „Schwäbischen Gruß“ gekannt haben.
Zwar hat Götz als Erwachsener nicht, wie Goethe annahm, auf Burg Jagsthausen gelebt, sondern auf der zirka 35 Kilometer entfernten Burg Hornberg am Neckar, seine Kindheit aber verbrachte er in Jagsthausen. Das Original-Götzzitat-Fenster wird man also in Jagsthausen vergeblich suchen, in Anlehnung an Goethes Schauspiel aber wird die Burg, die immer noch im Besitz der Familie Berlichingen ist, heutzutage meist Götzenburg genannt. Unter den Schaustücken im Burgmuseum befinden sich auch die beiden „Eisernen Hände“, also jene Prothesen, die für Götz von Berlichingen angefertigt worden waren, nachdem er 1504 während einer Schlacht eine Hand verloren hatte. Und den literarischen Bezügen verpflichtet gibt es seit 1950 Burgfestspiele, bei denen – natürlich – immer auch Goethes „Götz von Berlichingen“ auf dem Programm steht.
Ein Zwischenstopp in Jagsthausen lohnt aber nicht nur wegen der Burg, sondern der malerische Ort bietet noch eine Reihe weiterer Sehenswürdigkeiten – so etwa das „Rote Schloss“ aus dem 16. und das „Weiße Schloss“ aus dem 18. Jahrhundert, ein Freilichtmuseum mit Relikten aus der Römerzeit, alte Kirchen und Fachwerkhäuser.
22.7.2022. Fotos: B. Denscher