STAMMGÄSTE AM SEMMERING

Ja, es gibt schon jede Menge Bücher über den Semmering, so viele, dass man sie auch als ausgewiesener Fan (siehe „Sehnsuchtsort Semmering“)nicht alle kennt. Doch Danielle Spera fand als Herausgeberin der aktuellsten Publikation einen ganz speziellen Zugang. Die Journalistin und ehemalige Direktorin des Jüdischen Museums in Wien spezialisierte sich auf das jüdische Publikum, ist sie doch mit Martin Engelberg verheiratet, der als Kind schon seine Ferien im damaligen Nobelhotel „Panhans“ verbracht hat. Und sie kennt aus ihren Berufen sehr viele Mitglieder der jüdischen Wiener Community. Sie brachte die Menschen dazu, davon zu erzählen, wie es damals war, als sie mit den Eltern auf den Semmering hinaufgezogen sind und dort die Sommerfrische verbracht haben. Bei vielen von ihnen entstand so eine immerwährende Liebe zum Semmering, die sie dann auch auf ihre Kinder und Kindeskinder vererbt haben.

Hermann Kosel, Plakate für den Semmering, 1932/1933. Alle: Österreichische Nationalbibliothek
Hermann Kosel, Plakate für den Semmering, 1932/1933. Alle: Österreichische Nationalbibliothek

Diese persönlichen Gespräche sind der eine Teil des Buchs. Der andere Teil besteht aus Essays zu allen nur vorstellbaren, einschlägigen Themen. Da ist unter anderem davon die Rede, wie sich die Verkehrsverbindungen entwickelt haben – vom Saumpfad („Der Sömmering ist kein Maulwurfshügel“ klagte 1802 der Schriftsteller Johann Gottfried Seume, der auf seiner Fußreise von Leipzig nach Syrakus auch über den Semmering musste) bis hin zur Erbauung der Semmeringbahn (ein Meilenstein der Eisenbahngeschichte und UNESCO-Weltkulturerbe). Natürlich muss auch die Prominenz von damals erwähnt werden, an Arthur Schnitzler, Sigmund Freud und Theodor Herzl kommt man in keinem Semmering-Buch, das etwas auf sich hält, vorbei.

Außerdem werden in dem Band auch Themen aus den Bereichen Sozialgeschichte und  Mode, Plakatkunst, Sport und Gesundheit behandelt. Notgedrungen muss auch von den Arisierungen der Villen während des nationalsozialistischen Terrors die Rede sein. Ein biografisches Glossar über all jene jüdischen Persönlichkeiten, die eine mehr oder weniger enge Beziehung zum Semmeringgebiet hatten, bildet den Abschluss.

10.9.2024

Die Themen der Flaneurin:
Nach oben scrollen